16. Dezember

Vogelreimdingsis ist der gefiederte, gesprochene Adventskalender von Matthias und Kai. Falls dein Podcastendgerät keine Episodenbilder anzeigt, geh einfach auf https://vogelreimdingsis.trivial.studio.

A-Seite: Adler

Adler sind in deutschen Landen
Äußerst gründlich missverstanden.
Hängen Adler doch in allen
Räumen, wo sich Leute ballen,
Die dem Staat als Bürokraten
Dienen und Bericht erstatten.

Ausgerechnet Adler! Alter
Falter! Hängt sich der Verwalter /
Hängt sich die Verwalterin
Unsres Staats ins Zimmer rin.

Adler, lieber Deutscher Staat,
Haben Akten gründlich satt!
Adler scheißen auch auf Siegel,
Durchschlag und Behördenfibel.
Adler soll’n in diesem Land
In die Luft. Nicht an die Wand.

B-Seite: Axel

Es krächzt in früher Morgenstunde
Axel. Er fliegt seine Runde
Durch die Gärten und den Park
Und ihm fällt auf: Es riecht sehr stark

Du fragst vielleicht: Ergibt das Sinn?
Dass Vögel riechen können? Hmmmmm…
Nun, Axel schon. Er ist ein eher
Hochsensibler Eichelhäher

Und den starken Leichendunst
Zu schnüffeln ist auch keine Kunst
Vielmehr umhüllt ein Pest-Odeur
Den Park, die Gärten und ich schwör‘:

Hätt Axel kein Benehmen nicht
Gelernt als er ein kleiner Wicht
Er hätt dem Drang nicht lang getrotzt
Und irgendwo auf’s Gras gekotzt

Denn nicht nur starker Übelruch
Legt penetrant sein Leichentuch
Auf alles, nein, es ist vielmehr
Der Anblick selbst, der Axel schwer

An allem Guten zweifeln lässt
Des Botschaft er doch stets dem Rest
Der Welt verlässlich Kund getan
Doch steht dies alles weit hintan

Nach dem, was dort im Morgenglanz
Umspielt von vieler Fliegen Tanz
Im Park vor Axels Augen liegt
Dass Axel schweres Grausen kriegt

Denn dort ist eingerollt gefläzt
Ein totes Mammut, das, so schätzt
Der Eichelhäher ungefähr
Vier Meter lang, fünf Tonnen schwer

Und überaus gestorben ist
Wovon ein meterlanger Riss
Am Unterleib des Tieres zeugt
Aus dem Gedärm nach außen äugt

Der Eichelhäher landet sanft
Wobei er einem Würgekrampf
Mit größter Würde widersteht
Und schaut sich um, was hier wohl geht

Von wegen leichtem Aaserwerb
Denn klar, auch wenn das Fleisch verderbt
Und schon von Fliegen in Besitz
Zum Leichenschmaus genommen ist

Muss man doch sehen, wo man bleibt
Und Axel schüttelt sich und treibt
Den Schnabel erst mal nur zum Test
Ins Mammutfleisch – es ist ein Fest

Doch da baut sich vor Axels Platz
Noch während Axel schamlos schmatzt
Ein Mäuserich vor Axel auf
Und brüllt ihn an mit viel Geschnauf

„Was, Vogel, fällt dir bitte ein?!
Was pickst du auf mein Mammut drein
Das ich in mühevoller Jagd
Gehetzt und dann getötet hab?

Was denkst du denn? Dass solch ein Leib
Vom Himmel fällt und liegen bleibt?
Damit’s die Tiere hier im Park
So einfach aßen können? Quark!

Was glaubst du denn, wie schwer es ist
Ein solches Tier in Tagesfrist
Zu jagen und zu stellen und
Dann auszuweiden solchen Fund?

Schaff deinen fetten Vogelarsch
Sofort von meinem Mammut, Marsch!
Und wenn du nicht sofort parierst
Brauch ich Gewalt, dass Du’s kapierst!“

Und Axel lässt so schnell er kann
Vom Mammut ab. Er denkt daran,
Dass nun statt Elefantenass
Ganz and’rer Happen steht zum Fraß

Bereit. Und ohne Blickkontakt
Hat er die Maus am Schopf gepackt
Und schlingt das zeternde Getier
Herunter. Schwupps, das hast du dir

Verdient, du rüpelhafte Maus
Und Axel rülpst und fliegt nach Haus.
Und, tja, so läuft das hier auf Erden:
Fressen und Gefressen werden.

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